Informationen zu 50 + 1

Gemeinsam initiiert von den bundesweit aktiven Organisationen „Unsere Kurve“, „B.A.F.F.“ und „ProFans“ findet derzeit vereinsübergreifend eine Unterschriftenaktion statt, deren Ziel es ist, der DFL zu verdeutlichen, wie wichtig Vereinsmitgliedern und Fans der Erhalt der „50+1“-Regel in ihren sowie den DFB-Statuten ist. Auch der ASC beteiligt sich als „Unsere Kurve“- Mitglied an dieser Aktion und bietet jedem Fan an jedem Spieltag der Hinrunde die Möglichkeit, diese Aktion zu unterstützen. Erfahre hier mehr über die Hintergründe und warum gerade „50+1“ für den deutschen Fußball so wichtig ist.

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Was bedeutet „50+1“?
Seit jeher ist der deutsche Vereinsfußball so aufgebaut, daß die Vereine selbst die sie betreffenden Entscheidungen fällen können. Sei es, welche Spieler für sie spielen sollen bzw. finanzierbar sind, welche Gelder für welche Baumaßnahmen zur Verfügung stehen, welche Personen eine leitende Funktion im Verein innehaben sollen oder welcher Standort des eigenen Stadions in Frage kommt.
In den letzten Jahren haben viele Lizenzvereine ihre Strukturen so verändert, daß nun viele dieser Entscheidungen von ausgegliederten Kapitalgesellschaften beeinflusst werden oder sogar von diesen übernommen wurden. In den meisten Fällen hat der zugehörige Verein zumindest noch die Oberaufsicht über die Geschäfte der Kapitalgesellschaft, was wesentlich durch den Besitz der Mehrheitsanteile (also 50% plus 1 Stimme) an den „Tochterunternehmen“  gesichert ist.
Die jüngsten Entwicklungen zeigen, daß insbesondere diejenigen Vereine, deren Umstrukturierung besonders weit vorangeschritten ist und deren eigener Einfluß auf die ausgegliederte Kapitalgesellschaft besonders gering ist, das Ziel verfolgen, ihre (Aktien-) Mehrheiten verkaufen zu dürfen. Dies hat für sie den Vorteil, daß sie den Wert der Aktien steigern können, den Verein für Sponsoren attraktiver machen und durch das zusätzliche Geld angepeilte sportliche Erfolge vermeintlich schneller verwirklichen können – ohne wesentlichen Einfluß einzubüßen, der bei ihnen ohnehin nicht mehr vorhanden ist.

Warum wird der Verein attraktiver, wenn „50+1“ fällt?
Sobald es einem Sponsor, Mäzen oder sonstigem Geldgeber möglich ist, auch Entscheidungen im operativen Geschäft treffen zu können, wird er sein Geld lieber in einen solchen Verein stecken als in einen, dem er nur Geld geben darf ohne selbst Einfluß zu nehmen.
Bisher verhindert die Lizenzauflage „50+1“ der DFL, daß eine solche Konkurrenzsituation entsteht (abgesehen von einigen Grenzfällen und Ausnahmen). Sollte diese jedoch fallen, werden nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage nicht nur einzelne Vereine den Verlockungen des schnellen Geldes folgen, sondern – wie es auch in der Vergangenheit (z.B. bei den Stadionnamen) immer wieder zu beobachten war – nach und nach der Großteil dem Beispiel der „freiwilligen Vorreiter“ folgen.
Steht die sportliche Konkurrenzfähigkeit auf dem Spiel, werden viele Vereine, die eigentlich Mehrheitseigner bleiben wollten, vermutlich schwach werden und „ihre“ Kapitalgesellschaft verkaufen – und damit sowohl ihr sportliches Aushängeschild Profimannschaft als auch die eigene Zukunftsgestaltung.

Und was ist daran so schlimm?
Unter den verkauften Vereinen wird es einige geben, die vom Mehrheitseigner aus Fansicht durchaus sinnvoll geführt werden, jedoch auch solche, die als prestigeträchtiges Werbespielzeug oder zusätzliche Einnahmequelle missbraucht werden. Beispielsweise der FC Chelsea ist zwar durch die ständigen Finanzspritzen des Eigentümers sportlich erfolgreich und erscheint besonders finanzstark, hat selbst aber über 900 Millionen € Schulden und könnte sich aus eigener Kraft nicht retten, wenn der Geldgeber einmal sein Interesse am Verein verlieren würde.
Dieser Gefahr ist nicht nur Chelsea dauerhaft ausgesetzt, in Spanien sind bereits einige Clubs durch ähnliche Abhängigkeiten aus dem Spitzensport verschwunden (Real Sociedad San Sebastian, Alaves..), weitere Vereinsinsolvenzen werden aufgrund der Immobilienkrise, die die spanischen Vereinseigner überproportional betrifft, erwartet.

Auch in Deutschland wäre der Vereinsfußball in absehbarer Zeit überwiegend dem Wohlergehen sowie dem Gutdünken der Sponsoren, Mäzene und Investoren unterworfen, welche naturgemäß meist andere Ziele verfolgen als traditionsbewusste Vereinsanhänger, also u.a. wir Fans.
Heute haben die Vereine und auch wir als Vereinsmitglieder noch die Möglichkeit, auf die Entscheidungen der Kapitalgesellschaften Einfluß zu nehmen. Sollte ein Verein jedoch keine Anteilsmehrheit mehr an seiner Kapitalgesellschaft besitzen, fällt diese Möglichkeit weg. Wir als Mitglieder und Fans wären somit zu unmündigem, klatschendem Beiwerk degradiert – vergleichbar mit der Fansituation in England, wo Faninteressen (wenn überhaupt) nur aufgrund des Good-Will der Investoren berücksichtigt werden.

Interessenskonflikte sind bereits heute, also bei bestehender „50+1“-Regel, deutlich spürbar:
Werbebanden verdrängen die Zaunfahnen der Fans, sponsorenbedruckte Trikots werden nach Vorbild der Fanchoreographien über die Blöcke gezogen, zu Sponsorenabenden erscheinen komplette Kader während Fanfeiern zum Teil ignoriert werden, für Sponsoren werden immer mehr Räume in den Stadien geschaffen während die Bereiche der aktiven Fans immer kleiner werden.
Dabei ist diese Entwicklung nicht kategorisch als schlecht zu beurteilen, da in gewisser Weise alle Seiten voneinander profitieren können, wenn ein ausgewogenes Mittelmaß gefunden wird und für alle Beteiligten Bedingungen geschaffen werden, die ihren Bedürfnissen entsprechen.
Hierfür müssen jedoch alle Seiten Einflussmöglichkeiten besitzen, um ihren Anliegen auch Gehör verschaffen zu können – was wiederum am Effektivsten durch die „50+1“-Regel sichergestellt werden kann.

Somit gilt es für alle Fans des Vereinsfußballs, alles in unserer Macht Stehende dafür zu tun, daß diese Regel auch in Zukunft Bestand haben wird! Für die langfristigen Interessen des deutschen Vereinsfußballs, für jeden einzelnen Verein und besonders für unseren geliebten DSC Arminia Bielefeld kann es nur heißen:

„50+1 muß bleiben!!“

Bitte unterstütze diese Aktion mit Deiner Unterschrift.
Diese kannst Du jederzeit bei uns am ASC-Stand oder am Fanmobil abgeben, wir werden sie zusammen mit Unterschriftenlisten anderer Vereine an die DFL übergeben, um dieser zu verdeutlichen, wie wichtig uns allen der Erhalt der Regelung ist.

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