Pressemitteilungen der Fanorganisationen

Als Mitglied von Unsere Kurve steht der ASC hinter der Pressemitteilung, die die Interessengemeinschaft Unsere Kurve heute veröffentlicht hat:

 IG Unsere Kurve fordert konsequenten Dialog auf Augenhöhe 

Die öffentlichkeitswirksamen und intensiv geführten Diskussionen über erfolgversprechende Maßnahmen zur Bekämpfung von Fangewalt hat in den Reihen der Interessengemeinschaft Unsere Kurve für Aufregung gesorgt. Das größte bundesweite Fanbündnis, bei dem derzeit 14 Fanorganisationen von der ersten bis zur dritten Liga zusammengeschlossen sind, fordert von allen Beteiligten in den anstehenden „Runden Tischen“ ein klares Bekenntnis zur Fortsetzung der gemeinsamen Gespräche mit den Fans. „Die Ereignisse und Reaktionen verursachen bei uns heftige Bauchschmerzen. Wir distanzieren uns von Gewalt und Diskriminierung“, macht Mathias Scheurer als Sprecher der Interessengemeinschaft Unsere Kurve, die mehr als 300.000 Fußballfans vertritt, deutlich. „Wir stellen jedoch fest, dass bei der Betrachtung der Vorfälle viel zu wenig differenziert wird und was viel schlimmer ist, zum wiederholten Mal fehlt bei den eilig einberufenen Gesprächsrunden derjenige am Tisch, um den es eigentlich geht – der Fußballfan“, kritisiert Scheurer.  

Die IG Unsere Kurve setzt sich seit Jahren für einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Fanvertretern und Offiziellen ein, beteiligt sich maßgeblich an der Zusammenarbeit mit dem DFB und der DFL. Das Fazit fällt dennoch ernüchternd aus. „Die Interessen der Fans finden in der Öffentlichkeit kaum Gehör, der Umgang mit fanrelevanten Themen ist beim DFB haarsträubend“, urteilt Robert Pohl aus Dresden als Vertreter der Fangemeinschaft Dynamo in der IG Unsere Kurve. „Es ist keine Überraschung, dass die Initiatoren der Pyro-Kampagne über den Verlauf der Gespräche enttäuscht sind. Das Muster spiegelt genau die Erfahrungen wieder, die wir in den letzten Jahren sammeln durften.“ Mit einem Konzept hatten mehr als 50 Ultragruppierungen versucht, im andauernden Konflikt um Pyrotechnik eine Lösung herbeizuführen. „Anstatt sich mit den Vertretern weiterhin persönlich an einen Tisch zu setzen, stößt man ihnen vor den Kopf und erklärt die Gespräche per Pressemitteilung für beendet, ohne auch nur ansatzweise mitzuteilen, wie es nun weitergehen soll. Diese Strategie des Fußballverbandes muss man nicht verstehen“, so Pohl.  

Ebenso verurteilen die Mitglieder der Interessengemeinschaft die offene Absichtserklärung des DFB, gegenüber Vereinen und Fans neue Kollektivstrafen aussprechen zu wollen. „Diese Strafenpolitik geht weit am Ziel vorbei, um die negativen Begleiterscheinungen in Zukunft zu minimieren. Wer Gewalt im Fußball verdrängen will, darf als Verband diese Verantwortung nicht allein auf die Vereine abwälzen“, sorgt sich Christian Bieberstein vom Supporters Club aus Hamburg und erwartet einen fairen Umgang sowie eine sachliche Bewertung der Geschehnisse. „Benehmen sich die Fans daneben, wird von allen Seiten mit der Keule agiert, während Vorkommisse wie beim Spiel zwischen Hannover 96 und Bayern München, bei denen Fans durch einen ungerechtfertigten Polizeieinsatz zu Schaden kamen, in keinster Weise hinterfragt werden, bis Gras über die Sache gewachsen ist.“  

Im Zuge der Pyro-Diskussion legt Tobias Westerfellhaus von der Fan- und Förderabteilung von Borussia Dortmund Wert darauf, dass man zwischen dem Einsatz von Pyrotechnik und Gewalt unterscheiden sollte, „denn der Einsatz von Pyrotechnik hat mit der in den Medien allzu häufig genannten „Gewalt im Fußball“ nichts zu tun, sondern unterstützt lediglich optisch die Kurven. In diesem Zusammenhang von Gewalt zu sprechen zeugt davon, dass man sich mit der Fanszene keineswegs auseinander gesetzt hat.“ 

Die Empörung spiegelt sich ebenso in der Kritik an Repressionen gegenüber friedlichen Fußballfans wieder. Nach Ansicht der IG Unsere Kurve haben diese in den letzten Jahren bereits Ausmaße angenommen, die nicht mehr zu akzeptieren sind. „Das Maß ist in dieser Hinsicht voll“, warnt Bieberstein vor einer weiteren Welle an populistisch geprägten Maßnahmen, die in der Vergangenheit schon zu keiner Verbesserung geführt haben. Gemeint sind personalisierte Karten, erhöhte Eintrittspreise durch Sicherheitszulagen oder der komplette Ausschluss von Gästefans. „Wer mit ernsthafter Absicht noch das Ziel verfolgt, Stehplätze abzuschaffen, zeigt damit deutlich sein fehlendes Interesse an einer sachlichen und offenen Auseinandersetzung mit den Fans“, glaubt Bieberstein.  

Unter diesen Umständen sehen die Vertreter der IG Unsere Kurve die Gefahr, dass die gerade erst wieder neu ins Leben gerufene AG Fandialog schon im Ansatz scheitert. „Wir haben fast ein Jahr auf die konstituierende Sitzung warten müssen und sind mit viel Hoffnung in diese neue Ära gegangen“, sagt Mathias Scheurer von der Fan- und Förderabteilung von Eintracht Frankfurt. „Wenn wir in den Medien lesen, dass „runde Tische“ erneut ohne unabhängige Fanvertreter stattfinden sollen, fehlt uns der Glaube an die ehrliche Bereitschaft für einen gemeinsamen Dialog auf Augenhöhe.“ 

Die IG Unsere Kurve steht als größte unabhängige Fanvertretung in Deutschland zu ihrer Verantwortung und wird den Dialog unter den Fans fördern und ihr Mitspracherecht beim DFB und der DFL konsequent einfordern. Für die aufgebrachte Anhängerschaft haben die Mitglieder des Bündnisses trotzdem eine wichtige Botschaft: „Wir rufen alle Fußballfans trotz undifferenzierter und unsachlicher Öffentlichkeit auf, besonnen und fair zu bleiben, um nicht noch mehr Öl ins lodernde Feuer zu gießen.“ 

Unsere Kurve – Interessengemeinschaft der Fanorgansiationen, 7. November 2011

Außer Unsere Kurve haben auch weitere Fanorganisationen sowie Fanbetreuungsorganisationen Stellung zu den Diskussionen der vergangenen Woche bezogen. Hier stellen wir diese als pdf zur Verfügung:

Stellungnahme der Kampagne
Fanprojekte
Fanbeauftragte
ProFans
Unsere Kurve

 

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