Wir haben da mal ein paar Freunde eingeladen…

Bielefeld, 14.01.2012, Schüco-Arena, Westtribüne, 16er.

12:45 Uhr
Entspannt und mit lockeren Sprüchen bereiten sich die Helfer des ASC und der Fanbetreuung auf die Fanparty vor dem Testspiel gegen den HSV vor. Becher werden an der Theke aufgestapelt, Bierfässer werden angezapft, die Speisen und die T-Shirts werden angeliefert. Alle fühlen sich gut vorbereitet.
15:45 Uhr
Mit erschöpften Mienen schauen sich dieselben Leute im Raum um. Sortieren Becher in benutzt und unbenutzt, wischen Bierlachen vom Boden auf und sammeln Pappteller ein. Niemand scheint zu realisieren, dass das Spiel seit einer Viertelstunde läuft.
Was war in der Zwischenzeit geschehen?

Eine gemeinsame Party der Fans vom DSC und vom HSV vor einem Spiel, damit hatte niemand von uns Erfahrung. Eine Woche vor dem Spiel waren rund 2.000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. Wie viele würden zum „Neujahrsempfang“ in den 16er kommen? Eine erste Schätzung: „Wenn es gut läuft, kommen 200-250 Leute.“

Dann wird die Ankündigung auf den Webseiten des ASC und des DSC veröffentlicht, die auf Facebook erstellte Veranstaltung hat innerhalb weniger Tage 100 Zusagen. Allerdings wagt niemand einzuschätzen, wie sich das zur realen Veranstaltung verhält. Kommt auch jeder, der auf Facebook zusagt? Ist „Ich nehme vielleicht teil.“ tatsächlich so zu verstehen oder ist das eine höfliche Absage? Kommen die Hamburger Fans tatsächlich so früh nach Bielefeld? Kommen befreundete Fangruppen zu uns oder haben sie schon eine Stammkneipe, in der sie sich vor den Spielen gegen den HSV zu treffen pflegen? Wir beschließen bei unserer ersten Schätzung zu bleiben und zu hoffen, dass es vielleicht doch 300 Personen werden.
Tatsächlich jedoch kommen keine 200, 250 oder 300 Fans, sonder 700 Fans der beiden Mannschaften. Die in den 16er gebrachten T-Shirts sind noch vor der offiziellen Stadionöffnung vergriffen, die angebotenen Bockwürste und der Kartoffelsalat finden reißenden Absatz.
Die Theke gleicht eher einer belagerten Festung. Die Bestellungen kommen in einer hohen Schlagzahl und in unerwarteter Höhe: „Mach mal 10 Bier!“ „Sechs Bier, 2 Radler und eine Cola!“ „Fünf Bier und ich warte schon seit einer Viertelstunde!“

Obwohl die Zapfhähne scheinbar gar nicht mehr geschlossen werden, kann den Bestellungen kaum nachgekommen werden. Bierfässer laufen leer und müssen gewechselt werden, andere Getränke gehen in ähnlich hoher Zahl weg, so dass die Flaschen nicht mehr aus der Kiste in den Kühlschrank sortiert werden, es fehlt an Bechern. Zwanzig Minuten nach einem Fasswechsel meldet der Zapfer: „Fass ist alle!“ Einwand: „Das kann nicht sein, es ist erst vor 20 Minuten angeschlossen worden.“ Antwort: „Mir egal, wann wir es angeschlossen haben, es ist alle!“ Das Fass war tatsächlich alle und es sollte nicht das einzige Fass an diesem frühen Nachmittag bleiben. Die wenigen Minuten bei einem Fasswechsel sollten bis zum Anpfiff die einzigen Verschnaufpausen bleiben. Wobei hier nicht wirklich von Pausen gesprochen werden kann, wurden doch diese Momente genutzt um alle Besteller von nicht alkoholischen und Biermixgetränken in der Bedienung vorzuziehen.
Trotz der umlagerten Theke und den teilweise längeren Wartezeiten auf Getränke ist die Stimmung gut. Überall sieht man Fans in Gruppen zusammenstehen, es wird geredet und gelacht, so dass die Musik kaum zu hören ist. Auf den Monitoren laufen alte Spiele des DSC gegen den HSV und manch einer erinnert sich wehmütig an die damaligen Duelle oder tauscht Erinnerungen an diese Spiele aus.

Ab 15 Uhr lockt das anstehende Spiel und auch wenn noch genügend Fans Getränke mit auf die Blöcke nehmen wollen, langsam beginnt der 16er sich zu leeren. Erst pünktlich zum Anpfiff wird die Theke geschlossen und auch jetzt noch müssen letzte Gäste überzeugt werden, dass die Fanparty vorbei ist und das Freundschaftsspiel vorgeht.

Alle Beteiligten sind zufrieden und stolz, dass dieses Experiment einer Feier vor dem Spiel so begeistert aufgenommen wurde und so unproblematisch durchgeführt werden konnte. Dabei gilt der besondere Dank allen ehrenamtlichen Helfern, die an dem Tag ohne Unterlass gearbeitet und auf etliche Minuten des Spiels verzichtet haben um diese Veranstaltung so zu ermöglichen.

Auch andere Vereine reden von Fanfreundschaften, Arminia, der ASC, der HSV, der HSV SC und alle anwesenden Fans haben am 14. Januar bei der Party und beim anschließenden Spiel gezeigt, dass die Fanfreundschaft dieser beiden Vereine auch gelebt wird.

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