Unsere Kurve-Treffen in Kaiserslautern

Am Pfingstmontag hatte die Perspektive FCK alle Unsere Kurve-Mitglieder zum 36. Bundestreffen in die Medienräume des Fritz-Walter-Stadion eingeladen, wo 25 Vertreter von 13 Fanorganisationen über 5 Stunden die aktuellen Themen diskutierten.

Mit dabei waren auch die beiden neuen Mitgliedsorganisationen Pro Waldhof e.V. und Supporters Crew Freiburg, die beim Märztreffen in Dortmund noch als Gäste „reingeschnuppert“ hatten. Damit sind nun 19 Fanorganisationen unter dem Dach von Unsere Kurve (UK) organisiert, um die gemeinsamen Ziele deutschlandweit zu vertreten. Im Einzelnen sind dies:

Interessengemeinschaft der Alemannia Fans und Fan-Clubs „Fan-IG“ e.V. (Aachen)
Förderkreis Ostkurve (Berlin)
Arminia Supporters Club (Bielefeld)
BvB Fan- und Förderabteilung (Dortmund)
Fangemeinschaft Dynamo e.V. (Dresden)
Supporters Club Düsseldorf 2003 e.V. (Düsseldorf)
Fan- und Förderabteilung Eintracht Frankfurt e.V. (Frankfurt)
Supporters Crew Freiburg e.V. (Freiburg)
Abteilung Fördernde Mitglieder / HSV Supporters Club (Hamburg)
Rote Kurve – 96 Supporters Club e.V. (Hannover)
Perspektive FCK (Kaiserslautern)
Supporters Karlsruhe 1986 e.V. (Karlsruhe)
Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V. (Köln)
Supporters Mainz e.V. (Mainz)
Pro Waldhof e.V. (Mannheim)
FPMG Supporters Club e.V. (Mönchengladbach)
Club Nr. 12 (München)
Fanclubverband von 1998 e.V. (Osnabrück)
Schalker Fan-Club Verband e.V. (Schalke/ Gelsenkirchen)

Als Gast waren beim Pfingsttreffen zudem Vertreter der Supporters Trier dabei, die ebenfalls überlegen, innerhalb von Unsere Kurve mitzuarbeiten.

Inhaltlich ging es am Vormittag um die neuen Entwicklungen in den einzelnen Vereinen, wobei der unterschiedliche Umgang mit Viagogo ebenso angesprochen wurde, wie die Pläne von Hannovers Martin Kind, 96 aus dem Verein heraus zu verkaufen.

Für Fans ist es nach wie vor schwer nachvollziehbar, warum völlig überhöhte Ticketpreise bei Viagogo von den Vereinen hingenommen, mitunter sogar vertraglich unterstützt werden, während sie den für Fans genauso verabscheuungswürdigen Handel auf Plattformen wie ebay bekämpfen. Gladbach zählt hier zu den positiven Ausnahmen, die trotz lukrativem Viagogo-Angebot keinen Unterschied machen und auch über Viagogo keinem den Weiterverkauf von Tickets zu überteuerten Preisen gestatten.

Aus dem ASC haben wir Arminia bereits Anfang Mai gebeten, klarzustellen, dass ein Weiterverkauf auch über Viagogo nicht gestattet ist. Dieses Anliegen stieß im DSC auf offene Ohren, wobei die Ticket-AGB von Arminia [unter 7. a) – c)] ohnehin einen Weiterverkauf in der von Viagogo angebotenen Weise untersagen.

In Hannover fährt Martin Kind aktuell einen massiven Konfrontationskurs gegenüber aktiven Fans und insbesondere die Rote Kurve Hannover, Mitglied bei UK, ist hiervon wesentlich betroffen. Persönliche Drohungen, Forderung von Haftungs- und Strafgeldübernahmen sowie das unangekündigte Nicht-Freigeben der über die Rote Kurve verkauften Eintrittskarten für 96-Spiele haben die engagierte Fanorganisation zum Saisonende zur Aufgabe bewegt. Den Mitarbeitern im Fanladen waren die Zustände nicht zuzumuten und auch die ständige Drohung, persönliche Haftungen erwirken zu wollen, stellten einen nicht zu überbrückenden Missstand dar. Ohne den Fanladen ist es der Roten Kurve wiederum nicht möglich, ihren satzungsgemäßen Aufgaben und Pflichten nachzukommen, sodass sie zum Saisonende aufgelöst wird und dann in Form einer Interessengemeinschaft fortgeführt werden soll. Für die aktiven Fans in Hannover stellt dies einen wesentlichen Einschnitt und auch ein deutlich geringeres Angebot dar, der Fananlaufpunkt im Stadion wird ebenso fehlen wie der die ganze Woche geöffnete Fanladen. Ob dies zu den von Martin Kind gewünschten Zielen führt, darf mehr als bezweifelt werden.

Auch in Kaiserslautern tun sich einige Vereinsvertreter schwer, die Arbeit der Perspektive FCK als Unterstützung anzunehmen und positive Aktionen mit dem entsprechenden Stellenwert zu würdigen. Als besonderes Beispiel wurde hier die Übergabe einer von der Perspektive angefertigten und finanzierten Meisterschalenreplik genannt, die der FCK in den Randbereich seines Stadionprogramms einbaute. Sie fand zu einer Zeit statt, in der das Stadion nur halb gefüllt war und das gleichzeitige, von Pfiffen begleitete, Einlaufen der Paulispieler einen Teil der Übergabe störte. Auch ein schon länger eingereichtes Konzept zur Gründung einer Fanabteilung innerhalb des Vereins stieß auf wenig Gegenliebe, sodass die Perspektive sich nun als externer e.V. um die Belange von Fans und Mitgliedern kümmern wird.

Deutlich positiver wird der Mitarbeit der Gäste aus Trier von ihrem Verein begegnet. Nicht nur, dass sie eng in die Vereinsplanungen einbezogen werden, haben sie in der aktuellen Saison das Merchandising von und für ihren Verein übernommen und in der Winterpause mit dem Spieler Quotschalla eine „eigene Spielerverpflichtung“ zur Weiterentwicklung der Mannschaft realisieren können.

Letztendlich ist allen Unsere Kurve-Mitgliedern gemeinsam, dass sie sich für ihren Verein und seine Zukunft das Bestmögliche wünschen und hierfür einen aktiven, eigenen Beitrag leisten. Während die bundesweiten Ziele gemeinsam verfolgt werden, setzt sich jede Organisation auch „bei sich zu Hause“ mit viel Zeit und Engagement für Mitglieder, Fans und den Verein ein. Wie die Vereine wiederum diese Hilfe behandeln, ist sehr unterschiedlich. Es als Unterstützung anzunehmen und die positiven Kräfte in die eigene Arbeit einzubinden, fällt manchen Vereinen sichtlich schwer – wenngleich gerade der Verein davon profitieren würde, solch außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement optimal einzubinden.

Am Nachmittag wurden die bundesweiten Themenkomplexe weiterbehandelt, wobei die Topzuschläge auf Gästetickets ebenso diskutiert wurden wie der Umgang mit Insolvenzeröffnungen während der laufenden Saison.

Für Gäste ist ein Topzuschlag aus Fansicht nicht zu rechtfertigen, da sie weder von den niedrigeren Preisen bei Spielen anderer Kategorisierung einen „Ausgleich“ erhalten noch mit reellen Argumenten nachvollziehbar ist, warum eine Eintrittskarte für denselben Platz für Fans aus München teurer sein sollte als für Fans aus Augsburg. Mindestens zwei Vereine der ersten Liga werden sich zur neuen Saison von den Topspielzuschlägen abwenden, da aber gleichzeitig andere Vereine einen solchen neu einführen möchten, kann insgesamt noch keine durchweg positive Entwicklung beobachtet werden.

Mit der Insolvenzeröffnung beim FC Oberneuland hat sich in der Oberliga kurz vor Saisonende genau das Szenario ergeben, das in der 3. Liga (in diesem Jahr) noch knapp vermieden werden konnte: Im Abstiegskampf sind die Auswirkungen besonders für den SV Wilhelmshaven gravierend, der schon im Winter durch die Insolvenz des VfB Lübeck die meisten Punkte im Tabellenkeller verlor. Für Kiel wurde vor dem letzten Spiel gegen Verfolger Havelse der sicher geglaubte erste Tabellenplatz doch wieder unsicher, da sie mehr Punkte abgezogen bekamen als Havelse. Letztendlich setzten sie sich trotzdem durch, die Problematik bleibt aber unbenommen, dass in so entscheidenden Saisonphasen und nach so vielen Punktspielen ein komplettes Streichen aller Ergebnisse sehr problematisch für die sportlichen Wettbewerbe ist. Hier eine Lösung zu finden, kann kaum Aufgabe von Fanorganisationen sein. Nichtsdestotrotz sollten Regelungen gefunden werden, die sowohl dem gesetzlichen Insolvenzrecht als auch dem sportlichen Wettbewerb gerechter werden.

Insgesamt ziehen wir ein positives Fazit aus dem Treffen in Kaiserslautern, aus dem auch wir für unsere Arbeit wieder einige neue Ansätze und Ideen mitgenommen haben. Das nächste Treffen wird nun im September in Hamburg stattfinden, über die Sommerpause wird natürlich auch an den überregionalen Themen konzentriert weitergearbeitet. Unter anderem auch bei den in dieser Zeit anstehenden europäischen Fankongressen.

Diesen Beitrag teilen:

IMPRESSUM