Sich einer verurteilten Volksverhetzerin, ihrem „Fanclub“ sowie Hass und Gewalt friedlich entgegenzustellen, ist nach unserer Überzeugung nicht politisch, sondern in einer Demokratie schlicht eine Selbstverständlichkeit.
Warum Fußballvereine eine besondere gesellschaftliche Verantwortung haben, wurde uns zudem erst im Mai deutlich vor Augen geführt, als der ASC einen Besuch der Ausstellung „Mehr als nur ein Spiel – Fußball im Nationalsozialismus“ auf der Wewelsburg organisiert hatte.
Die Ausstellung stellt drastisch dar, wie die Nationalsozialisten den Fußball für ihre Zwecke nutzten, aber auch, wie der Fußball, Verbände, Vereine und Spieler dies teilweise begrüßten, sich aktiv beteiligten und sich benutzen ließen. Fußballspiele wurden Teil der Inszenierung der Volksgemeinschaft und somit zur Bühne des Nationalsozialismus. So waren auf den Meisterfeiern nicht nur die Fahnen des jeweiligen Meisters zu sehen, sondern auch die Hakenkreuzfahnen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ließ sich von den Nationalsozialisten instrumentalisieren und wurde 1934 als Teil des „Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen“ gleichgeschaltet. Der Vorsitzende des DFB, Felix Linnemann, war Mitglied der SS und später verantwortlich für die Deportation von Sinti und Roma nach Auschwitz. Zur Gleichschaltung des gesamten Sports in Deutschland und somit auch des Fußballs inkl. des DFB der Reichssportführer SA-Obergruppenführer Hans von Tschammer und Osten eingesetzt. Dieser setzte zwischen 1933 und 1943 die Sportpolitik der Nationalsozialisten bis auf die örtliche Vereinsebene durch. Selbstverständlich wurde auch die Rassepolitik des NS-Regimes auf den Sport übertragen.
Nicht nur in den Führungspositionen, auch unter den Fußballerspielern finden wir Anhänger des Nationalsozialismus: Otto „Tull“ Harder war Mannschaftskapitän des HSV, wurde 1923 mit dem HSV Deutscher Meister, darüber hinaus war er Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, für die er in 15 Länderspielen 14 Tore erzielte. Bereits 1933 trat Harder in die SS ein und wurde später Kommandant in einem Konzentrationslager.
Vereinsmitglieder jüdischen Glaubens waren für die ersten Jahrzehnte der jungen Geschichte des deutschen Fußballs prägend. Ab 1933 wurde im deutschen Sport der „Arierparagraph“ umgesetzt und jüdische Vereinsmitglieder wurden aus den Vereinen ausgeschlossen.
Leider unterstützte auch der DSC die Gleichschaltung der Vereine aktiv. Unter dem 1934 zum Vereinsführer ernannten Karl Demberg, später Mitglied bei der SS, wurde das Führerprinzip durchgesetzt, die jüdischen Mitglieder wurden aus dem Verein ausgeschlossen und erhielten Hausverbot auf der Alm. Sie wurden aus den Vereinsgeschichten beseitigt, etwaige Ehrungen aberkannt. Dies betraf auch Julius Hesse, von 1909-1914 Präsident des DSC und Fritz Grünewald, Vorstandsmitglied bis 1933, die beide mit ihren Familien deportiert und ermordet wurden.
2015 übernahm die Fan-AG des DSC die Patenschaft für zwei Stolpersteine, um an diese verdienten Arminen zu erinnern, ohne die es den Verein wahrscheinlich heute gar nicht mehr gäbe.
Ihr Beispiel zeigt: Die Opfer der Nazis lebten und arbeiteten nebenan, waren Teil der Gesellschaft. Und bisweilen auch glühende Anhänger von Arminia, die den Verein ehrenamtlich unterstützten, als Sportler für Arminia Siege errangen oder in ihren Mannschaften Niederlagen ertrugen.
Dass es den Nazis gelang, Vorurteile, Feindschaften und Hass gegen Menschen zu schüren, mit denen man jahrelang in einem Verein gemeinsam an einem Strang gezogen hatte, sollte uns auch heute noch eine Warnung sein, wozu der Mensch fähig ist.
Und Grund genug, auch öffentlich für die Werte von Arminia einzustehen!